Lernen gelingt durch Verstehen!
Lebenslanges Lernen?
Lebenslanges Lernen? Klingt gut, ist gut und entspricht auch der Arbeitsweise unseres Gehirns. Denn unser Oberstübchen lernt unentwegt, und das nicht nur, wenn der Besitzer eine Bildungseinrichtung betritt oder ein Lehrbuch liest. Neues aufnehmen, Sinneseindrücke verarbeiten, etwas Ungewohntes ausprobieren, all das ist ein wahres Festmahl für unser Oberstübchen. Und das könnten wir bestens nutzen! Könnten!
Denn das Lernen ist bei vielen Menschen nicht nur positiv besetzt. Mit dem Begriff Schule verbinden viele Menschen: pauken, büffeln, Wissen einbimsen und Druck. Lernen ist für Manche augenscheinlich ein fürchterlicher Vorgang, an den sie sich nur ungerne erinnern. Und das ist verständlich, denn häufig werden nur Zahlen, Daten und Fakten vermittelt, das Verständnis bleibt auf der Strecke. Keine Frage, Zahlen, Daten und Fakten sind sehr wichtig. Sie müssen nur eingebettet werden in die Ereignisse, Tatsachen und Zusammenhänge, zu denen sie gehören.
Für das Lernen hinderlich ist, dass manche Fortbildung wie eine Insel aus dem Meer des beruflichen Alltags herausragt. Eingezwängt zwischen Terminen, Meetings und einer Flut von Informationen wird dann ein Training lustlos erledigt. Kaum wieder am Arbeitsplatz türmen sich Datenberge auf, jagt ein Meeting das nächste, machen Termindruck und Kompetenzgerangel den Trainingserfolg zunichte. Was bleibt? Wenig. Lernergebnisse werden zügig stillgelegt – bis zur nächsten Weiterbildung. Praxistransfer? Fehlanzeige!
Wir haben Geschichtszahlen gelernt, können die binomischen Formeln aufsagen und sind in der Lage, Vokabeln, grammatische Regeln sowie naturwissenschaftliche Definitionen wiederzugeben. Mithilfe verschiedener Lerntechniken ist uns das gelungen. Die Frage ist nur, haben wir das alles auch verstanden, haben die auswendig gelernten Fakten das Verstehen befördert oder fristet es als totes Wissen ein kümmerliches Dasein in unserem Oberstübchen? Wie viel Berge lebloser Wissensbrocken schlummern kaum genutzt in den Köpfen unzähliger Menschen, die so etwas lernen mussten? Unser Hirn kann faktenorientiertes Wissensbrocken kaum verwerten. Das können wir ohnehin googeln. Denn vieles von dem, was faktenorientiert behandelt oder aus dem Seminar mitgenommen wurde, vergeht schneller als Schnee in der prallen Mittagssonne.
Wir können üben bis wir schwarz werden. Die allermeisten trockenen Sachverhalte bleiben nun mal nicht im Netzwerk unserer Erinnerung hängen, vielleicht gerade bis zur nächsten Prüfung. Es gibt unzählige pädagogische und didaktische Konzepte, unterschiedliche Schulformen und Bildungsideale. Das Verstehen fristet oft ein Schattendasein.
Wer etwas gelernt hat, kann es auch verlernen. Wenn man aber etwas einmal verstanden hat, kann man es nicht ‚ent-verstehen‘.
Verstehen unterstützt den Lernprozess
Wer Lösungen finden will, muss verstehen!
Viele Weiterbildner vertreten die Ansicht, Humor und Lachen seien für den Lernerfolg vorteilhaft. Das ist ein Irrtum. Erfahrungsgemäß behalten die Teilnehmenden eher den Spaß als die damit verbundene Information.
Wer etwas gelernt hat, kann das auch verlernen. Wenn man aber etwas verstanden hat, kann man es nicht „ent-verstehen“. Um Lernstoff zu verstehen, sollten die Inhalte aktiv erarbeitet, hinterfragt und das daraus gewonnene Wissen angewendet werden. Wer etwas verstanden hat, kann Dinge verändern, Ursache und Wirkung unterscheiden, Querverweise nutzen, Neues erschaffen und lebenslang verankern.
Lebenslanges Lernen?
Heute sind die Neurowissenschaftler in der Lage, mithilfe von bildgebenden Verfahren neuronale Aktivitäten sichtbar zu machen und somit die Arbeitsweise unseres Oberstübchens zu ergründen. Das können wir auf vielfältige Weise beim Lernen nutzen. Der Sinn unseres Gedächtnisses besteht vor allem darin, aktuell gute Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Und das gelingt uns nur, wenn wir die Welt um uns herum verstehen. So gelingt lebenslanges Lernen!